Bevölkerung: 909 (Census 2011)
Bevölkerungsdichte: 52 hab/km²
Geschichte
Das genaue Gründungsjahr von Ponta do Pargo (Spitze der Goldbrasse) ist nicht bekannt, aber es muss vor 1560 gewesen sein. Es liegt im südwestlichsten Teil der Insel und sein Name gibt Aufschluss über ein Ereignis, als die Entdecker die Küste Madeiras erkundeten. Beim Fischen auf dem Schiff von Severo Afonso fingen die Seeleute einen riesigen Fisch, der der Goldbrasse ähnlich sieht. Daher der Name Ponta do Pargo. Ein großer Teil des Landes hier gehörte Garcia da Câmara und Henriques Lord of Alcáçovas (16. Jahrhundert). Die Küste von Ponta do Pargo war sehr gefährlich für die Schiffahrt. Daher baute man einen Leuchtturm auf die Spitze der Klippe (Ponta da Vigia). Er wurde am 5. Juni 1922 eingeweiht. Das Gebiet unterscheidet sich vom Rest Madeiras, da seine Landschaft relativ eben und sanft abfallend ist. Ruhig und ursprünglich behält diese Gemeinde ihren Charme das ganze Jahr über. Die religiösen Feste und das Apfelfest (Festa do Pêro) machen die Gemeinde noch sehenswerter.
Historische Denkmäler
Pfarrkirche des Heiligen Petrus (Igreja Paroquial São Pedro)
Die Kapelle des Heiligen Petrus diente als Sitz der neuen Gemeinde Ponta do Pargo. Man weiß weder, wer die Kapelle gebaut hat, noch wann sie gebaut wurde. (…) Sie sollte auf Geheiß der Finanzverwaltung (Conselho da Fazenda) vom 20. Juli 1620 wieder aufgebaut werden, was allerdings erst 1690 geschah. Im Jahre 1851 wurden wichtige Reparaturen an dieser Kapelle durchgeführt. Laut mündlicher Überlieferung soll die Pfarrkirche mit all ihren Neu- und Umbauten an drei verschiedenen Plätzen gestanden haben, allerdings immer in Sítio do Salão. Zunächst stand sie am Pé do Pico, später am Achada da Igreja und schließlich an dem Platz, wo sie sich heute befindet.
Kapelle unserer Lieben Frau von Amparo (Capela de Nossa Senhora do Amparo)
Die Gemeinde von Amparo wurde 1960 durch eine Verfügung des Bischofs von Funchal, Dom David de Sousa, gegründet und ist Teil des Bezirks von Ponta do Pargo. Die Kapelle wurde im 20. Jahrhundert erbaut. Hier findet jedes Jahr ein großes Fest statt.
Infrastruktur
Handwerk
Korbflechterei
Die Bevölkerung von Ponta do Pargo hat von Anfang an Landwirtschaft betrieben und Vieh gehalten, um Milch, Fleisch und Arbeitskraft für die Feldarbeit zu haben. Die Erde hier gibt von allem etwas. Besondere Erwähnung verdient hier der Sercial-Wein, der auf den Fajãs angebaut wird (Fajã: Flaches Stück Land, das durch Erdrutsch oder Lava entstanden ist). Wo das Gelände ebener ist, wird die Erde mit Hilfe von Kühen und Ochsen gepflügt. Im Februar oder frühen März wird Weizen auf den Feldern gesät, der in der ersten Juli-Hälfte geerntet wird. Die Weizenproduktion war besonders wichtig, da sie Nahrung für die ganze Gemeinde garantierte. Die Arbeit auf den Feldern erforderte, dass Männer und Frauen den ganzen Tag, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, draußen auf den Feldern waren. Mahlzeiten nahm man immer dort ein, wo man arbeitete. Dies erforderte die Herstellung von Behältern für den Transport von Wasser und Nahrung. Mit ein bisschen Phantasie nutzte man das vorhandene Material. So begannen die Menschen von Ponta do Pargo Körbe aus Weizenstroh herzustellen.
Die Körbe wurden rund und mit Hilfe von Binsen und einer Metallnadel sehr fest geflochten. Diese Körbe gab es in verschiedenen Größen und Formen, abhängig von der Größe der Familie. Man erzählt sich, dass die Leute, wenn sie in die Berge gingen um Farn zu schneiden, Milho (eine Art Maisbrei) kochten und in ihren Körben mitnahmen. Dies geschah folgendermaßen: Zunächst legten sie ein Leinentuch oder –lappen in den Korb. Dieses wurde mit Mehl bestäubt, damit der Milho nicht festklebte. Dann hielt man die Enden des Tuches fest und goss den Inhalt des Topfes in den Korb. Zur Essenszeit versammelten sich alle um den Korb und aßen den noch warmen Milho. Dazu gab es Schweinegrieben und Wein. Diese Körbe wurden auch genutzt um Wasser auf die Farm zu tragen. Während der Wallfahrten von Loreto, Ponta Delgada und Monte wurden darin auch Brot und Bacalhau (Stockfisch) transportiert.
Weberei
Flachs ist eine krautige Pflanze, die zur Familie der Linaceen gehört und bis etwa einen Meter hoch wird. Es gibt einige Unterarten, die von Botanikern unter dem Artnamen Linum usitatissimum zusammengefasst werden. Es besteht im Wesentlichen aus einer faserigen Substanz, aus der man textile Fasern zur Herstellung von Stoffen und eine holzige Substanz extrahiert. Die Pflanze produziert ölhaltige Samen und deren Mehl wird als Breiumschlag für medizinische Zwecke genutzt.
Geschichte
Es ist nicht bekannt, wann und wo Menschen zum ersten Mal Flachsfasern zur Stoffherstellung verwendet haben oder wann man begann, die Pflanze zu kultivieren. Die ersten Spuren der Verwendung fand man in der Schweiz. Sie wiesen ein Alter von etwa 800 Jahren auf. In Ägypten fand man in neolitischen (jungsteinzeitlichen) Ablagerungen Stoffreste und Fragmente von Spindeln, die auf etwa 500 vor Christus datiert wurden. Diese Fakten weisen nicht nur darauf hin, dass Flachs zu dieser Zeit bereits angebaut und verwendet wurde. Die Qualität des Stoffes zeigt auch, dass es bereits eine längere Entwicklung gegeben haben muss. Leinen wird im alten Testament erwähnt. Die Vorhänge und Schleier des Hostienschreins und die Gewänder Aarons waren aus „feinem Leinen“. Christus Tunika war aus nahtlosem Leinen. Die Pflanze erscheint später in bestimmten Regionen des kontinentalen Griechenlands, wo Leinen ebenfalls eine der wichtigsten Textilien war. In der Gegend, die später als Portugal bekannt werden sollte, kann man den Anbau und die Verwendung dieser Pflanze bis in prähistorische Zeiten zurückverfolgen. In bestimmten Ablagerungen der Provinz Almeria, die etwa 2500 vor Christus entstanden sind, fand man Flachskapseln. In der Nähe von Caldas de Monchique in der Algarve fand man in einem Hügelgrab (Tumulus) Reste von Leinen. Diese stammen anscheinend aus der ersten Phase der Bronzezeit der mediterranen Halbinsel (2500 vor Christus).
Vom Anbau zum Weben
Ein wohlbekanntes portugiesisches Sprichwort „os tormentos do linho“ (die Qual des Flachses) bedeutet, ein schmerzvolles und mühseliges Leben zu haben. Dies weist wahrscheinlich auf den langwierigen Prozess der Leinenherstellung hin.
Der Anbau
Die Pflanze gedeiht in fast jedem Klima. Allerdings bevorzugt sie tiefe, durchlässige Tonböden. Da ihr Vegetationszyklus sehr kurz ist, muss die Pflanze Mineralien sehr schnell aufnehmen. Frische und nährstoffreiche Böden sind daher am besten geeignet. Bei nährstoffarmen Böden muss gut gedüngt werden. Die Tradition sagt: „Flachs sollte am ersten Freitag im März gesät werden, damit er groß und stark wird.“ Wenn man Flachs bei Neumond zu Karneval säht, enthält die Pflanze viele Fasern. Leinsamen (Flachssamen) werden von einem Jahr zum nächsten an einem rauchigen Ort aufbewahrt, weil „sie sich länger halten und besser keimen“. Früher gingen die Leute barfuß. Daher haben sie sich oft die Füße verletzt. Sie gaben die Samen in ein Tuch und ließen sie in einem Topf aufkochen. Nach dem Kochen war das Wasser zähflüssig. Um die Wunden zu heilen, verteilte man die gekochten Samen darauf. Leinsamen wurden auch als Tee verwendet (gut für den Darm). Wenn der Samen im Boden war, musste er der Tradition nach gesegnet werden.
Danach sollte er mit einer gegabelten Hacke mit Kompost gemischt werden. Der Tradition verlangte, dass ein etwa 80cm langer Stock in den Boden gesteckt wurde. Dieser blieb als Markierung bis zur Flachsernte im Boden. Wenn Flachs um diese Jahreszeit gepflanzt wird, muss er nicht gewässert werden. Man muss nur Unkraut jäten. Wenn nötig wird bei Sonnenauf- und –untergang mit der inselüblichen Methode bewässert (Wasserkanäle). Im Mai blühen die zarten blauen Blumen und bereiten den Weg für die Samenkapseln mit den Samen für künftigen Anbau. „Zwischen dem Heiligen Johannes (São João) und dem Heiligen Petrus (São Pedro) ist die Zeit der Flachsernte.” Die Pflanzen müssen geerntet werden, bevor die Früchte trocknen. Ansonsten werden die die Fasern rau. Man sollte auch nicht zu früh ernten, damit die Fasern nicht zu schwach sind. Die Ernte erfolgt per Hand. Man zieht die Wurzel mit aus dem Boden, um die Stängel in ihrer vollen Länge zu nutzen. Es werden kleine Bündel geformt, wobei die Ähren mit den Samen alle zur gleichen Seite gelegt werden. Diese Arbeit wurde von Liedern begleitet, die die Älteren auch heute noch im Gedächtnis haben.